Die Schleswiger Arbeitsbegleitung (SAB) ist der ambulante Arbeits- und Berufsbereich der Schleswiger Werkstätten. Ihr Ziel: Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Damit sich in Zukunft möglichst viele Akteure an dieser Aufgabe beteiligen, wurde Anfang 2020 das Netzwerk „Schleswig inklusiv“ gegründet.
„Wir wollen Barrieren in den Köpfen abbauen“, sagt Anja Bunks, Leiterin des Bereichs Bildung und Arbeitsbegleitung in den Schleswiger Werkstätten. Das gilt für Unternehmen, die einer Anstellung von Menschen mit Behinderung oft skeptisch gegenüberstehen. Aber auch die Beschäftigten brauchen ab und zu einen kleinen mentalen Schubser, um den Schritt aus der Werkstatt hinaus zu wagen.
Die häufigsten Bedenken der Unternehmen: hoher Betreuungsaufwand und kein Weg zurück, wenn es doch nicht passen sollte. „Diese Sorgen können wir zerstreuen“, sagt Anja Bunks. „Wir achten sehr genau darauf, dass zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber alles passt, und tasten uns Schritt für Schritt an ein festes Arbeitsverhältnis heran.“ Das geschieht zum Beispiel über Praktika oder über Außenarbeitsplätze in flexibler Stundenregelung. Die betreuten Mitarbeitenden auf den Außenarbeitsplätzen sind noch bei der Werkstatt beschäftigt und die Firmen zahlen einen vereinbarten Lohnbeitrag an die Werkstatt. Die Beschäftigten werden von der SAB durchgängig betreut. „Im direkten Austausch mit interessierten Unternehmen finden wir immer wieder auch individuelle Lösungen“, betont Anja Bunks. „Man muss nur miteinander reden.“ Genau das ist auch ein Ziel des Netzwerks „Schleswig inklusiv“, das möglichst viele Akteure an einen Tisch bringen soll, die mit dem Thema Teilhabe am Arbeitsleben zu tun haben: Unternehmen und Kostenträger, Kommunen, Handwerkskammern und natürlich die Menschen mit Behinderungen selbst.
„Die Anfragen an die Arbeitsbegleitung nehmen seit Jahren zu“, sagt Anja Bunks. „Immer mehr Menschen in den Werkstätten wollen sich weiterentwickeln.“ Ihnen soll „Schleswig inklusiv“ unter Mitwirkung vieler relevanter Akteure den Weg auf den ersten Arbeitsmarkt in Zukunft erleichtern. Die Förderung und Qualifizierung für Menschen mit Behinderungen hat in allen Einrichtungen der NGD zum Ziel, die Menschen in ein versicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu vermitteln. Es ist für alle Beteiligten ein toller Erfolg, wenn dieses Ziel erreicht wird. Arbeitsbegleitungen gibt es an verschiedenen Standorten in Schleswig-Holstein.
Drei junge Menschen mit Handicap, die mit der Unterstützung der Schleswiger Arbeitsbegleitung den Weg in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung geschafft haben.
Vanessa N. | Malerin in Ausbildung
Während ihrer Zeit im Schleiwerk in Schuby entdeckte Vanessa ihre Leidenschaft für das Handwerk. Nachdem sie dort Loungemöbel gebaut und lasiert hatte, wandte sie sich auf der Suche nach einem Arbeitsplatz an die Schleswiger Arbeitsbegleitung. Nach einem Praktikum absolviert Vanessa mittlerweile eine Ausbildung bei Malermeisterin Claudia Techau in Jübeck. „Ich hab’s einfach mal versucht“, lacht die 29-Jährige. Auch dank dieses mutigen Schritts lebt sie heute deutlich selbstständiger.
Sharon R. | Pflegehelferin
Nach einigen Jahren in der Beruflichen Bildung absolvierte Sharon über die Schleswiger Arbeitsbegleitung zunächst ein Praktikum im Seniorenwohnpark „Villa Carolath“ in Langstedt. „Sharon ist bei uns erwachsen geworden“, so Pflegedienstleiter Jens Meyer, „und ist heute eine wertvolle Mitarbeiterin, die man so auf dem Arbeitsmarkt nicht findet.“ Mittlerweile leitet die 23-Jährige selbst Schüler an und sagt von sich: „Ich bin nicht mehr die stille Sharon von früher, sondern offen und selbstbewusst.“
Naheem J. | Landschaftsgärtner
Der 22-Jährige Naheem ist von Geburt an gehörlos und kam aus Afghanistan in die Schleswiger Werkstätten. Nach einigen Monaten ausgelagerter Arbeit beim Baum-Service-Nord in Tarp unterschrieb er dort im Dezember 2020 einen Vertrag für eine Festanstellung. Seine Kollegen sind voll des Lobes: „Wenn Naheem eine Hecke schneidet, kann man danach eine Wasserwaage anlegen – und alles ist gerade.“ Als nächstes möchte Naheem die deutsche Gebärdensprache erlernen und in eine eigene Wohnung umziehen.
Hier können Sie sich die Geschichte von Sharon und Vanessa in bewegten Bildern ansehen: In anderen Firmen