Seit 2019 bietet die iuvo gGmbH über das Projekt „Hilfen über Tag und Nacht“ (HüTN) in Bad Bramstedt gleich mehrere Formen der Kinder- und Jugendarbeit unter einem Dach – in einem rund 700 m² großen Neubau, auf drei Etagen und vom niederschwelligen Angebot bis zur vollstationären Hilfe.
Entwickelt wurde das Konzept in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, das die konkreten Bedarfe in der Region identifizierte. „Vor HüTN gab es in Bad Bramstedt zum Beispiel
keine stationären Gruppen, die im Rahmen der Inobhutnahme Kinder aufnehmen konnten“, erinnert sich Andreas Röhnert, Bereichsleiter bei der iuvo gGmbH. Eine Tagesgruppe für
Kinder zwischen 6 und 13 Jahren? Oder Betreutes Wohnen für Jugendliche im Rahmen der Verselbstständigung? Fehlanzeige.
Dass all diese Angebote nun zentral an einem Ort geschaffen wurden, ist außergewöhnlich. „Ich kenne keine genauen Zahlen, aber sehr oft gibt es das in Deutschland in dieser Form nicht“, sagt Röhnert. Ein Grund dafür könnten die umfangreichen baulichen Auflagen sein, die ein solcher Sonderbau erfüllen muss – von getrennten Zugängen für die unterschiedlichen Gruppen über Sicherheits- und Brandschutzkonzepte bis zur Barrierefreiheit.
25 Kinder und Jugendliche finden hier einen zentralen Ort der Hilfe. Neben einer Tagesgruppe und einer stationären Wohngruppe mit jeweils 10 Plätzen stehen 4 Plätze für
betreutes Wohnen sowie eine Wohneinheit für eine Mutter mit Kind zur Verfügung, die bei Bedarf in ein betreutes Wohnangebot umgewandelt werden kann. Jede dieser Gruppen
wird von einem eigenen Team betreut.
Zu den 14 Fachkräften in der Einrichtung zählen neben Erzieher|-innen und Sonderpädagog|-innen auch Ergotherapeut|-innen, Diplom-Sozialarbeiter|-innen und eine Islamwissenschaftlerin. Die meisten von ihnen verfügen über mehrere Zusatzqualifikationen – von Deeskalationstraining über Traumapädagogik bis zur Systemischen Beratung. Unterstützt werden sie von zwei Mitarbeitenden in den Bereichen Hauswirtschaft und Hausmeisterservice. „Wir haben hier mehrere tolle Teams, die gut miteinander zusammenarbeiten“, so Andreas Röhnert.
(Andreas Röhnert)
Konkret bedeutet das, aus der Einrichtung heraus Angebote für Bad Bramstedt und Umgebung zu schaffen – um soziale Kontakte zu knüpfen, die Mitarbeitenden als vertraute Gesichter zu etablieren und um den Kindern, Familien und Jugendlichen vor Ort einen einfachen Zugang zum Thema Kinder- und Jugendhilfe zu ermöglichen.
Darüber hinaus können Familien ambulante Hilfen zur Erziehung in Anspruch nehmen – unter anderem sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehungsbeistand oder Schulbegleitungen. In der Tagesgruppe werden teilstationäre Hilfen für Kinder angeboten, die zwar zu Hause leben können, aber zusätzliche Unterstützung benötigen. Hier ist die Teilnahme entweder freiwillig und von den Eltern gewollt oder auf Veranlassung des Jugendamtes, weil die Entwicklung des Kindes gefährdet ist.
Jugendliche über 16 Jahre werden im Rahmen des Betreuten Wohnens auf ein eigenständiges Leben vorbereitet. „Mit sieben Stunden pro Woche ist die Betreuungsintensität in diesem Bereich eher gering“, so Andreas Röhnert. Voraussetzung ist allerdings, dass die Jugendlichen bereits einen geregelten Tagesablauf haben und sich weitgehend selbst versorgen können.
Damit die Einrichtung trotz ihrer Größe und der heterogenen Struktur eine Einheit bleibt, fördert Andreas Röhnert die regelmäßige Kommunikation seiner Teams untereinander.
Sollten Treffen in größerem Kreis aufgrund von Corona nicht stattfinden dürfen, setzt der Bereichsleiter auf Einzelgespräche. „Wenn ich inhaltliche Berührungspunkte sehe, bringe ich die betreffenden Kolleginnen und Kollegen zusammen“, so Röhnert. Auch diese Kultur des Austauschs trägt dazu bei, dass HüTN weit mehr als eine Ansammlung unterschiedlicher Angebote ist: ein zentraler Ort der Hilfe.